Eigentlich gibt es genug anderes zu erzählen, aber jetzt erstmal zu einem Thema was mir grad nach längerer Internetrecherche und Gesprächen mit meiner WG im Kopf rumschwirrt.
Das sind Behinderte in Istanbul. Geht man hier durch die Straßen sieht man ganz ganz selten jemanden. In der Zeit hier hab ich vielleicht 5 Behinderte Personen gesehen. Das heißt es nicht, es gibt sie nicht, das heißt einfach nur sie haben keine Möglichkeit vor die Tür zu gehen. Man muss hier eine gewisse Strecke rennen können, einige Stufen überwinden, in einen Bus klettern können etc, sonst ist man vollkommen verloren. Sitzt man im Rollstuhl kommt man sowie nicht alleine aus dem Haus. An fast keiner Metro Station gibt es Rolltreppen oder einen Aufzug und oft sind die Straßen so schlecht das man klettern muss.
Das es überhaupt Programme zur Förderung behinderter Kinder gibt hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt. Und trotzdem ist es immer noch sehr spärlich. Behinderte mit Down-Syndrom werden z.B. nicht gefördert sondern eher verwahrt (aus meiner persönlichen Sicht) und in ihren Bedürfnissen und Entwicklungen nicht ernst genommen sondern eher als “die putzigen kleinen Behinderten” gesehen.
Mir war gar nicht klar, dass das eigentlich eine ziemlich große Sache für meine Uni ist, dass ich da war und das sie das dafür sehr gut gemacht haben. In vielen teureren Privat-Unis werden keine Behinderten aufgenommen. Zusätzlich dazu können sie es sich auch einfach nicht leisten und die Gebäude lassen es nicht zu. Erfahrungen mit dem Thema gibt es so gut wie gar nicht. Trotzdem wird man nicht komisch angeguckt (eher so nach dem Motto “wo die geht allein auf die Straße”) und die Leute sind super hilfsbereit, bieten einem fast immer einen Platz an und Hilfe in jeder Situation, ob man sie grade braucht oder nicht.
Dazu fällt mir eine total lustige Situation vor ein paar Tagen im Bus ein. Mir wurde ein Platz angeboten und da wir zu dritt unterwegs waren dann auch meinen beiden Freundinnen. Am Ende wurden uns Plätze von allen Seiten angeboten, die Leute untereinander haben sich dann aber auch wiederrum Plätze angeboten (so nach dem Motto wenn du für sie aufstehst steh ich für dich auf). Wir standen etwas ratlos daneben und fragten uns “was machen sie da? Sie tauschen wild die Plätze”. Nach einigerzeit hatten dann circa 8 Personen alle untereinander den Platz getauscht, jeder ist mal für jeden aufgestanden, alle waren happy und das Bäumschenwechsel dich Spiel war vorbei. Schwer zu beschreiben, Situationskomik