Mir fehlen die Worte um euch zu beschreiben was hier grade abgeht. Es ist unmöglich die ganze Atmosphäre der Stadt, die Art der Menschen, das Gefühlschaos in mir etc zu beschreiben.
Ich wills mal versuchen.
Heute morgen war also mein Umzug und wie das hier so ist, kam der Typ der mich abholen sollte 45 min zu spät, ebenso wie mein Vermieter.
Türken kommen generell mind. 35 Min zu spät, aber komischerweise hab ich mich schon nach 3 Tagen daran gewöhnt und seh alles viel gechillter als noch letzte Woche in Deutschland.
Das Wohnheim hier ist echt klasse. Die Lage ist zwar nicht so der Hammer, aber es ist kein Vergleich mit einem deutschen Wohnheim, ein rießiges Wohnzimmer mit Fernseher etc, eine Küche, 2 Badezimmer, alles super neu und super schön. Ich bin in einem 2 Personen Zimmer (für ca 220 Euro im Monat), aber noch bin ich alleine (was ganz schön ist).
Nach dem einziehen gings direkt zur Uni und von da aus zu einer Shopping-Mall. Wir wollten eigentlich türkische Handys kaufen, aber das ist der Wahnsinn hier, man braucht tausend Papiere, eine Polizei Erlaubnis etc und es ist 3 mal so teuer wie in Deutschland. Deshalb werden wir jetzt scheinbar auf irgendeinem Insider-Markt nächste Woche , laut unserem türkischen Studenten Betreuer die Sache anders regeln. Mal schauen
Danach gings zurück zum Wohnheim, und dann war ich mit der Organisatorin von dem allen hier (Felister aus Kenia) einkaufen. Sie ist so unglaublich hilfsbereit, und wohnt im gleichen Flur wie ich. Egal was ist, wir können immer bei ihr klopfen, sie anrufen und sie kümmert sich um alles. Ohne sie wären wir echt aufgeschmissen. Es ist gar nicht so einfach einzukaufen, wenn einem die einfachsten Begriffe fehlen. Ich hab dann ganz viel Milchschnitten gekauft, einfach weil es was war was ich kannte und ich das Bedürfnis nach was “von zu Hause” hatte.
Danach hab ich meine WG Suche im Internet gestartet und hab direkt morgen eine Besichtigung. Deshalb kann ich leider nicht mit den anderen zum Strand fahren, aber naja..eine WG brauch ich ja nun.
Abends wollten wir dann alle zusammen eine Bootstour machen, aber wir waren 18 Leute und es gab nur noch 16 Plätze, dann haben wir einfach die Fähre (anstelle des Touri-Boots) rüber auf die europäische Seite genommen und sind dort über den Markt und durch die Altstadt gelaufen, ich glaub aber keiner von uns wusste in welchem Viertel wir überhaupt sind.
Die Atmosphäre ist der Wahnsinn. Erst saßen wir auf diesem Boot, sind übers Wasser gefahren, die Sonne ging unter, die Häußer in den Hängen am Ufer wurden erleuchtet, man sah viele Moscheen, und Kirchen, die von unten angestrahlt wurden, die Möwen flogen über uns, so ein Typ der immer zum Gebet ruft (ich hab den Namen vergessen) hat gerufen und es war das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte ich bin nicht mit Fremden unterwegs sondern wir sind schon ein bisschen eine Gruppe geworden.
Dann nachher auf dem Markt wusste ich gar nicht wo hin ich zuerst gucken soll, so viele Menschen, so viele kleine Gassen, überall sitzen Leute in Kaffees, ein Gedrängel, Musik, Essen, ganz viele streunende Katzen, zwischen den Häußern hindurch ein Blick aufs Meer, alles wunderschön.
Gleichzeitig ist die Stadt aber auch unglaublich schmutzig , in den Nebenstraßen türmt sich der Müll, es gibt sehr viele arme und behinderte und alte Menschen die betteln, es stinkt, und in manche Ecken sollte man nicht alleine gehen.
Nach dem Bootsfahren und der Markttour war ich körperlich echt am Ende aber ich hasse es, dann die Sonderrolle zu spielen und die anderen zu bitten irgendwo Pause zu machen oder sich hinzusetzen. Ich wurde auch immer wieder besorgt gefragt ob noch alles ok ist und jeder zweite wollte meine Tasche tragen. Als es dann wirklich nicht mehr ging sind wir in ein Cafe gegangen, danach haben wir dann nur mit Rennen das letzte Boot zurück auf den anderen Kontinent erwischt und sind dort noch in ein sehr schönes Lokal gegangen und jetzt grade alle ziemlich fertig zu Hause angekommen.
Ich fasse mal noch zusammen, was ich hier für “Erkenntnisse” gewonnen habe:
-rote Ampeln interessieren kein Schwein
-sich im Auto anschnallen gilt scheinbar als unhöflich weil man dann den Fahrer für einen schlechten Fahrer hält (falls ich die Erklärung richtig verstanden hab)
-eine Straße ist niemals zu eng oder zu voll um sich mit dem Auto durchzuquetschen
-Zeit ist relativ…seeeehr relativ
-irgendwie kommt man immer nach Hause, selbst wenn man noch nicht mal weiß in welchem Stadtteil man wohnt
-es gibt nirgendwo bessere Süßigkeiten als hier, ich komm bestimmt 10 kilo schwerer zurück =)
-ich liebe die Klimaanlage in meinem Zimmer
Generell ist es sehr komisch grade, ich hab so Momente da wird mir klar, dass ich grade am Beginn von was ganz neuem bin und das hier nicht bloß ein Urlaub ist, sondern für die nächsten Monate mein zu Hause. Dann hab ich Momente da bin ich einfach zu gestresst und zu sehr mit Alltagsproblemen beschäftigt, als das ich über irgendwas nachdenken könnte. Manchmal überkommt mich dann Heimweh und ich frag mich warum ich das hier überhaupt mache. Aber eigentlich hab ich gar keine Zeit Heimweh zu haben, dass ist das Gute daran wenn man die ganze Zeit von so vielen Leuten umgeben ist.