Jetzt bin ich ungefähr seit 24 Stunden hier und ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll zu erzählen. Das ich mit Arian, Swantje und Jasmin am Flughafen bei Starbucks saß kommt mir vor als wäre es Wochen her, dabei war das gestern.
Ich kam mit reichlich Verspätung in Istanbul an, und musste den ganzen Flug neben 2 obercoolen 18jährigen deutsch-türken verbringen, die nicht im Stande waren auch nur einen Satz ohne Digga, Alter, krass ey, etc zu bilden.
Dann stand ich 2h bei der Passkontrolle, da ungefähr 300 Menschen vor mir dran waren, hab beim Verlassen der Flughafens fast einen Hitzschlag bekommen und wurde dann von meinem Vermieter (total unsympathisch und geldgeil) abgeholt.
In dem Moment, als ich draußen vor der Flughafen Tür gewartet hab bis er das Auto geparkt hat, hatte ich ein bisschen Zeit um anzukommen, die Atmosphäre in mich aufzusaugen, die Hitze, das Chaos, das Stimmengewirr…und auf einmal war alle Nervosität weg und ich war überglücklich.
Das hielt dann allerdings nur solange an bis ich gemerkt hab, das mein Vermieter total unfreundlich und komisch ist. Im Auto hat er sich beschwert warum ich erst jetzt komme, dass ich ihm ja nicht die Telefonnummer meiner Eltern geschrieben hätte und noch lauter so Zeug.
Er hat mir dann die Wohnung gezeigt und ich war geschockt. Mein Zimmer ist gerade groß genug das ich mich darum umdrehen kann, mein Fenster ungefähr 8 cm breit und es liegt zwischen 2 Hauswänden so das es selbst am Tag stockdunkel ist. So ist die ganze Wohnung und jeder der hier länger als 2 Tage ist wird depressiv.
Am ersten Abend bekam ich dann direkt auch richtig Heimweh und konnte zum Glück mit zuhause skypen und chatten.
Heute morgen hat mich dann mein Vermieter abgeholt und zum Sprachkurs zur Uni gebracht (der geht 3 Wochen und ist an einer anderen Uni als die an der ich studieren werde). Auch wenn mein Vermieter meinte es wäre nicht so weit hat der Weg eindreiviertel Stunde gedauert, mit dazwischen 45 min laufen und gefühlte 10.000 Treppen steigen. Ich kam da also völlig fertig an und sah wohl so schrecklich aus, dass die in der Uni Mitleid hatten und mir direkt für morgen ein Zimmer für 3 Wochen (also während des Sprachkurs) in deren Wohnheim organisiert haben. Es kommt mich sogar morgen früh jemand hier abholen und hilft mir mit dem Gepäck, total super. Generell kann man sagen, dass diese Gastfreundschaft hier und die Hilfsbereitschaft unglaublich sind.
Am Tag hab ich dann alle anderen kennengelernt. Der erste Eindruck von den meisten ist sehr gut, viele Deutsche dabei (was ich davon halten soll weiß ich noch nicht) und alle Türken sind sehr bemüht. Wir haben einen Einstufungstest gemacht, wie gut unser Türkisch ist, und ich war scheinbar die beste im Kurs. Ist aber auch nicht sehr schwer, da die anderen fast nichts konnten, heißt das ja noch lange nicht das ich viel kann.
Ich habe eine Extra-Betreuerin bekommen (auch eine Studentin), die mit mir Pause macht wenn mir der Weg zu weit ist, bei Ausflügen mit mir mit dem Bus hinterherfährt etc.
Sie ist super nett (hat sogar ihren Vater angerufen, ob er mit nach dem Essen am Abend abholt und nach Hause fährt. Das war mir total unangenehm aber sie ließ sich nicht davon abbringen. Der Vater konnte dann aber nicht), aber sie ist ein bisschen zu besorgt und ich fühle mich damit irgendwie zum Außenseiter gemacht. Abends waren wir Essen (in einem Restaurant mit einem wunderschönen Blick, direkt am Meer, man konnte rüber auf den europäischen Teil Istanbuls gucken, sehr weit, die ganzen Häuser im Hang über dem Meer waren hell beleuchtet, irgendwo ging ein Feuerwerk hoch…WOW. Wir konnten alle noch gar nicht glauben das wir da sind.
Danach wollten alle noch feiern gehen, ich eigentlich auch (ich mein grade am ersten Abend ist es einfach super doof wenn man als einzige nicht dabei ist, die anderen sich schon alle kennenlernen und anfreunden und man selber dann außen vor ist), aber die Betreuer waren dann so besorgt um mich, dass sie mir jmd organisiert haben der mich mit dem Auto durch ganz Istanbul nach Hause gefahren hat. Das ist super nett und ich weiß, dass das ja nicht selbstverständlich ist, deshalb wollte ich dann nicht rumnörgeln von wegen “ich will aber mit den anderen feiern gehen”. Ich habs versucht aber sie haben nicht verstanden was ich wollte. Ich hoffe das pendelt sich irgendwie ein, jetzt ist es so, dass meine Betreuerin mir sogar bis auf Toilellete folgt und ich mich leicht bedrängt fühle.
Mein Vermieter entpuppte sich als Verrückter der am Abend 5 mal in der Uni angerufen hat und fragte wo ich denn bleibe, nur weil ich ihm nicht erzählt hab, dass wir nach dem Kurs noch Essen gehen. Was geht ihn denn das an?
Grade zuhause angekommen erzählte meine Mitbewohnerin (aus Kanada, bzw ursprünglich Iran, sie versucht hier aber auch so schnell wie möglich weg zukommen), dass er auch sie 5 mal angerufen hat ob ich zu Hause wäre. Ich rief ihn also zurück, erklärte das ich ausziehen will und bin jetzt total stolz, dass ich mich von ihm nicht über den Tisch hab ziehen lassen und darauf bestanden hab ihm den Schlüssel erst zurückzugeben, wenn ich die Kaution wieder habe. Obwohl er für 2 Tage hundert Euro behalten will, Abzocke pur.
Naja jetzt hab ich ja 3 Wochen Zeit was neues zu finden, und da ein Hostel billiger ist als diese Wohnung jetzt, geh ich, sollte ich nichts finden können danach erstmal in Hostel.
Morgen werd ich nach dem Umzug mit den anderen ein türkisches Handy kaufen, dann haben wir geplant zum Strand zu gehen und heute Abend werde ich nichts mehr tun außer vollkommen fertig ins Bett zu fallen,ich merke richtig, dass ich die letzte Woche kaum Schlaf hatte.
Respekt an die, die den Text bis zum Ende durchgehalten haben Wird natürlich nicht immer so lang